Bremerhavens City und Ocean Park: Möglichkeiten einer Verkehrsanbindung über die Schiene Reaktionen auf das 1997er Papier
Als Antwort kam bisher Ende Januar 1997 ein Schreiben von der
Tourismus-Förderungsgesellschaft, in dem es hieß, daß durchaus
überlegt wurde, die bis vor einiger Zeit noch vorhandenen Gleise
in den neuen Hafen zu nutzen. Aus folgenden Gründen hat man dies nicht
weiterverfolgt:
"Einerseits hätte eine Nutzung für den Personenverkehr an diesem
Standort Sicherheitsvorkehrungen bzw. Sicherheitsabstände erfordert,
die die eigentliche Nutzung des Areals unmöglich gemacht hätten,
da in ganzer Länge wertvolle Fläche verloren gegangen wäre. Zweitens
waren die vorhandenen Gleise, vom aktuellen Zustand mal abgesehen,
nur für den Güterverkehr bestimmt, hätten bei Umnutzung quasi
völlig neu gelegt werden müssen. Drittens wäre der Umweg vom
Hauptbahnhof über Speckenbüttel durch den ganzen Überseehafen
hindurch derart beschwerlich und zeitaufwendig gewesen, daß auch
aus diesem Grund der Gedanke vernachlässigt worden ist.
Einfacher und zeitsparender ist in jedem Fall ein (evtl.
kostenloser) Bus-Shuttle zwischen Hauptbahnhof und Ocean Park,
zumal wir dort ohnehin für touristische Busse eine zentrale
unterirdische Haltestelle einrichten werden."
Mitte Februar habe ich daraufhin ein Ergänzungsschreiben dorthin
geschickt mit einigen technischeren Details, zusammengefaßt:
Daß die alten Gleise nichts getaugt hätten, war klar.
Die "Beschwerlichkeit" inmitten des Hafenrangierbetriebes habe ich
durch die Nutzung des Zollgleises umgangen. Der Zeitverlust von
genauer nachgerechnet rund 12 min,
wenn man die Strecken entsprechend ausbaut,
ist schon ein Argument, allerdings kostet der zusätzliche
Übergang vom Zug auf den Bus auch einiges an Zeit, wenn man
mal die Kapazitäten eines Reisezuges und der dafür notwendigen
Schar von Bussen vergleicht plus Fußwege, Staus etc.
Für Regelzüge mit weniger Ocean Park-Gästen
mag es aber sein, daß der Weg über den Norden zu weit ist.
Nicht eingegangen wurde auf die mögliche Kombination der
Anbindung von Ocean Park mit dem Nahverkehr über eine neue Westachse
über die Kennedybrücke. Die Wirtschaftlichkeit der Gesamtmaßnahme
ändert sich dadurch gravierend. Alleine für wenige Sonderzüge
mag er Recht haben, daß es sich nicht lohnt, dafür wertvolle
Flächen zu opfern. Schnelle Direktverbindungen für den Nahverkehr
in die City und zu den wichtigsten Arbeitsplätzen in den Häfen
steigern die Attraktivität des Nahverkehrs und so die Einnahmen
der Nahverkehrsträger und des Einzelhandels.
Interessant ist es vor allem für die Anbindung der wohl weniger
wirtschaftlichen Strecken nach Bremervörde und Cuxhaven, denn ob
sich die andere denkbare Anbindung an die City, ein elektrisches
Stadtbahnsystem nach Karlsruher Vorbild, für diese rechnet, ist doch
fraglich.
Der kritisierte Flächenbedarf ist vor diesem Hintergrund anders zu
bewerten. Außerdem kann bei weniger großzügig dimensionierten
Flächen für den Individualverkehr (keine Allee mit Bäumen an den
Seiten, sondern einzelne Bäume in der Mitte, wo keine Abbiegespuren
notwendig sind) und durch angepasste Dimensionierung der
Schienenstrecke (einen Kilometer vor dem Bahnhof reicht eine
niedrigere Geschwindigkeit) der Flächenbedarf auf rund ein Prozent der
Gesamtfläche beschränkt werden.
Durch die Kombination von Tourismus und Nahverkehr, die auch für
eine gleichmäßige Ausnutzung der Strecke sorgt, lassen sich auch
verschiedene Fördertöpfe nutzen, so daß das Preis-Leistungs-Verhältnis
positiv aussehen dürfte.
Es ist leider zu befürchten, daß man diese einmalige Chance einer Neuordnung
des Schienenverkehrs verstreichen läßt. Schlimmer noch: Durch die
Bebauung der Trassen wird auch eine spätere Nachrüstung praktisch unmöglich
gemacht.
Das komplette Schreiben
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