Bremerhavens City und Ocean Park: Möglichkeiten einer Verkehrsanbindung über die Schiene Dipl.-Ing. Heiko Jacobs
Mit großem Interesse verfolge ich die Planungen zum Ocean Park in meiner
Heimatstadt Bremerhaven. Leider muß ich feststellen, daß sowohl in den
alten Plänen von vor einem Jahr als auch in den aktuell
vorgestellten Plänen ein m.E. wichtiger Aspekt fehlt:
eine leistungsfähige Anbindung an den öffentlichen (Schienen-)Verkehr.
Lediglich von einer einzigen Bushaltestelle war bisher zu hören.
Entsprechend gibt es bereits Stimmen, die vor der zusätzlichen
Verkehrsbelastung durch den Ocean Park warnen.
Wegen der Lage und Größe des Ocean Parks
bietet sich aber
eine Anbindung an den Schienenfernverkehr geradezu an.
Außerdem ergibt sich in diesem Zusammenhang auch die Möglichkeit,
die Anbindung der Bremerhavener City an den regionalen Schienennahverkehr
deutlich zu verbessern.
In diesem Sinne wollte ich schon die alten Planungen kommentieren, allerdings
hat 1996 ein Nahverkehrsprojekt in meiner neuen Heimat Karlsruhe meine ganze
Aufmerksamkeit gebunden, wo ich mich mit vielen anderen
im Rahmen eines Bürgerentscheides
erfolgreich gegen ein mit zu vielen Nachteilen behaftetes Großprojekt
zugunsten besserer Alternativen engagiert habe.
Mein Interesse für den Schienenverkehr hier wie dort ist zwar eher
persönlich motiviert, da ich beruflich nicht direkt damit verbunden bin,
aber meine berufliche Heimat Vermessungswesen ist ja durchaus eine
planungsnahe Disziplin.
Ich hoffe daher, daß ich Ihnen einige interessante und
umsetzbare Anregungen geben kann.
Der Ocean Park insgesamt ist hoffentlich ein wichtiger Baustein für
Bremerhavens Zukunft. Die Präsentation im offenen Kanal, die Berichte in
der NZ und die ausgestellten Modelle lassen
durchaus positive Ansätze hierzu erkennen.
Der Freizeitsektor ist ein wichtiger Wachstumssektor, vorausgesetzt die
allgemeine wirtschaftliche Lage verschlechtert sich nicht dramatisch.
Vielleicht steigert ein solches Projekt auch die Attraktivität als
Wirtschaftsstandort.
Lediglich der Umgang mit Bremerhavens Keimzelle "Alter Hafen"
ist noch ein wenig gewöhnungsbedürftig...
Allerdings hat der heutige Hafen ja kaum noch etwas mit seinem historischen
Vorbild zu tun, so daß man es wohl verschmerzen kann.
Da dort eine (Tief-)Garage geplant ist, kann man evtl. die Kajen
durch Integration in diese "retten". Wäre eine zusätliche kleine Attraktion,
denn wo sonst kann man schon in einem Hafenbecken parken?
Was ich zudem in den Plänen bisher vermisse, ist das Koggenbräugebäude,
obwohl dieses das Gelände des Blauen Planeten nur am Rande berührt
und man es daher eigentlich in die Planungen hätte integrieren können?
Bedarf für eine Schienenanbindung
Ein Besuchermagnet wie der Ocean Park zieht nicht nur
Individualreisende an.
Es ist darüber hinaus damit zu rechnen, daß er als Ziel für Gruppenreisen
interessant ist und als Pauschalangebot bei großen Reiseveranstaltern
auftaucht. Die zunehmende Renaissance der Eisenbahn als Verkehrsmittel
kann vor allem in diesem Bereich wirtschaftlich eingesetzt werden.
Auch wenn die Bahn gegenüber Privatauto oder Reisebus
vorerst noch eine weniger bedeutende Rolle hat, sagen viele mittelfristig
Verschiebungen zugunsten der Bahn voraus, so daß man
bei einem Neuprojekt auf einem Gelände mit über 130-jähriger
Schienentradition diese Möglichkeiten nicht von vorne herein verbauen
sollte, um sie dann eines Tages doch noch für teures Geld nachzurüsten.
Die Bahn ist im übrigen das einzige Verkehrsmittel, bei dem das
Freizeiterlebnis Ocean Park schon auf der Anreise beginnen kann.
Allein für die internationalen Gäste der Expo 2000 ohne eigenes Auto
sind Pendelzüge (Ocean Express?) eigentlich zwingend erforderlich.
In solchen könnten
rollende Infocenter eingerichtet werden, die multimedial die Gäste auf
Ocean Park und Space Park vorbereiten bzw. dafür werben.
Die Privatisierung der Bahn und Öffnung der
Schienenstrecken für andere Verkehrsanbieter eröffnet auch solche
neuen Möglichkeiten des Marketing.
Sowohl die DB-Strecke Bremen--Bremerhaven, als auch die Anschlußstrecken
nach Hamburg, Hannover und Osnabrück sind schnelle Strecken,
so daß die Anreise für viele mit der Bahn schneller sein dürfte wie mit
dem Auto.
Diese Zeit-, Komfort- und Marketingvorteile,
Kombi-Tickets für Eintritt und Bahnfahrt, günstige Anschlüsse und
ein Bahnhof direkt am Park können den Anteil dieses Verkehrsmittels
nennenswert steigern.
Auch Park & Ride könnte so über größere Distanzen, beispielsweise
ab dem Bremer Kreuz, attraktiv sein.
Da der Ocean Park per Pkw nur mit Durchfahrung von Wohngebieten erreicht
werden kann, sollte dies schon Grund genug sein, eine verstärkte Nutzung
des Schienenverkehrs anzustreben.
Aber auch der Nahverkehr kann im Zuge dieser Maßnahme eine Verbesserung
erfahren. Gerade meine neue Heimat Karlsruhe ist hier in den letzten Jahren
weltweit bekannt geworden. Durch den abseits der City gelegenen Hauptbahnhof war
der Regionalverkehr nicht sehr attraktiv. Durch die Verknüpfung der
Eisenbahnstrecken mit dem Straßenbahnnetz konnte die Nutzung des
Nahverkehrs auf allen bisher so aufgewerteten Strecken um mehrere
hundert Prozent gesteigert werden! Die dortige Technik ist mangels
Straßenbahn in Bremerhaven zwar nicht direkt übertragbar, die Idee an sich
aber schon, d.h. umsteigefreie Verbindungen aus der Region direkt in das
Herz der City.
Der Chefplaner der Karlsruher Verkehrsbetriebe, Georg Drechsler, wechselt
übrigens ab Februar in den Vorstand der Bremer Straßenbahn,
wo er laut Badischen Neuesten Nachrichten mit seinen Erfahrungen aus
Karlsruhe auch den Regionalverkehr in das Umland verstärkt ausbauen
möchte.
Mögliche Trassen
Wie könnte die technische Umsetzung einer solchen kombinierten
Fern- und Nahverkehrsanbindung der City und des Ocean Parks aussehen?
Optimal wäre es eigentlich, wenn nach Durchfahrung des Hauptbahnhofes
auf kürzestem Wege das Gelände erreicht werden könnte.
Leider sind denkbare Trassen sehr aufwendig oder greifen in vorhandene
Baustrukturen ein: Nördlich der Geeste durch Kleingärten und Schichau
zur Keilstr. und durch diese durch, an der Grimsbystr. entlang zur Keilstr.
oder zur historischen Trasse Bogenstr., sowie vom Hbf zur Brücke Geestheller
Damm scheiden daher wohl aus. Am Hbf in die Bismarckstr. oder
Friedrich-Ebert-Str. ausfädeln wäre nur für ein Stadtbahnsystem nach
Karlsruher Vorbild möglich, aber nicht für den Fernverkehr.
Hauptbahnhofsanbindung und gleichzeitig kurze Verbindung sind daher kaum
erreichbar. Denkbar wäre noch die Reaktivierung der historischen Trasse
über Ulmenstr., Geesthelle und Bogenstr., aber optimaler wären wohl
die folgenden Trassen (rechte Skizze):
Für den Fernverkehr bietet sich die Nutzung der vom Norden kommenden
Hafengleise an, die heute noch an den Rand des vorgesehenen Geländes
reichen. Je näher sie kommen, desto schlechter wird allerdings ihr
Zustand. Mit Dieselbetrieb und direkt durch den Hafen wäre eine
solche Verbindung als Vorlaufbetrieb trotzdem mit relativ wenig
Aufwand einzurichten, falls man die notwendigen Trassen nicht zubaut.
Um möglichst wenig mit dem Hafenverkehr in Konflikt zu kommen, könnte
man nach Unterquerung der Wurster Str. das Gleis entlang der östlichen
Hafengrenze nutzen, daß aber vermutlich restauriert werden muß, falls
es überhaupt noch vorhanden ist.
(Möglicherweise gefährden aber die Pläne zur Umnutzung
der Carl-Schurz-Kaserne den Bestand der Trasse. Die relativ grobe Skizze
des Areals, die im Internet zu finden ist, läßt dies vermuten.)
Dieses Zollgleis läuft tw. an der Aue entlang bis zum Zolltor Rotersand.
Der Barkhausenstr. folgend erreicht man das Gelände, für das es mehrere
Möglichkeiten der Trassenführung gibt (s.u.).
Eine Elektrifizierung zur Vermeidung eines Lokwechsels wäre wünschenswert.
Bei starker Nutzung wäre später ein zweigleisiger Ausbau sinnvoll.
Die Gesamtstrecke ab Hbf ist rund 16km lang. Bei gutem Ausbauzustand
dürfte die Fahrzeit für Fernzüge auf 10min oder weniger reduzierbar sein und
wäre dann günstiger als eine Umsteigeverbindung mit Buspendeldiensten.
Dieser könnte eingespart werden bei gleichzeitigem Komfortgewinn für
die Besucher.
Neben Sonderzügen und ausgewählten verlängerten regulären Fernzügen
aus Richtung Bremen könnten auch die Museumszüge aus Bederkesa diese
Strecke nutzen.
Ergänzt man den Abzweig der Hafengleise am Rangierbahnhof Speckenbüttel
zu einem Gleisdreieck, so kann auch der Regionalverkehr aus Richtung
Cuxhaven diese Strecke nutzen und man kann eine umsteigefreie Direktverbindung
in den Hafen und in die City anbieten.
Auf solchen Direktverbindungen beruht das Karlsruher Erfolgsmodell.
(Auch bei diesem Abzweig könnte es am Rande vom Gewerbegebiet Weddewarden-Ost
leichte Überschneidungen geben.)
Für den Regionalverkehr aus Richtung Bremen und Bremervörde dürfte der
Umweg aber weniger interessant sein, außerdem würde der Cuxhavener
Verkehr den Anschluß an die anderen Verbindungen verlieren.
Man kann aber diese Nordverbindung nach Süden
fortsetzen, indem man sie über die Kennedybrücke führt,
wo man ab Elbinger Platz
über die historische Trasse den Wulsdorfer Bahnhof erreicht.
Die Trasse ist zwar
größtenteils demontiert, aber m.W. noch nicht zugebaut.
Die Kennedybrücke hat heute sechs Fahrspuren. In den Plänen zum Ocean Park
ist die Zahl der Spuren in der anschließenden Columbusstr. tw. reduziert
dargestellt. Auch andere anschließende Straßen haben weniger Kapazität
und die Grimsbystr. stellt mittlerweile eine weitere Achse in die City her,
die die
Kennedybrücke entlasten dürfte, so daß anzunehmen ist, daß weniger Spuren
auf der Brücke reichen.
Eine denkbare Anbindung über die Geesthelle statt über
die Kennedybrücke hätte einen Kopfbahnhof statt eines Durchgangsbahnhofes
zur Folge mit all seinen Nachteilen.
Die Rampenneigung von ca. 3% und die Tragfähigkeit einer normalen
Straßenbrücke sollten für moderne leichte Triebwagen ausreichen.
Ob diese Strecke auch für längere lokbespannte Züge geeignet ist oder
entsprechend umgebaut werden kann, muß noch geprüft werden.
In diesem Falle könnten Fernzüge weiterfahren anstatt umzukehren und
auch die bisherigen Nahverkehrszüge aus Bremen könnten direkt
in die City fahren.
Ein zweigleisiger Ausbau sollte bei Bedarf zumindestens in
Teilbereichen möglich sein.
Nord- und Südanbindung zusammen bilden so eine durchgehende neue
Schienenverkehrsachse im Westen der Stadt, die vor allem für den Nahverkehr
interessant ist, denn an dieser liegen alle großen Ziele in Bremerhaven:
Fischereihafen mit Seebeck, das B-Zentrum Georgstr., die City mit dem
Ocean Park und der Überseehafen. Mit einem dichteren Netz an Haltestellen
wären diese Freizeit-, Einkaufs- und Arbeitszentren umsteigefrei erreichbar
(z.B.: Bf Wulsdorf, Fischereihafen/Rampe, Elbinger Platz, Citybf Ocean Park,
Rotersand, Wurster Str.).
Umsteigefreie Verbindungen, viele bürgernahe Haltestellen, Taktverdichtung
und moderne Fahrzeuge sind die Komponenten des Erfolgs des Karlsruher
Nahverkehrs. So manche alte Strecke konnte dort aus ihrem Dornröschenschlaf
erweckt werden, weitere Aus- und Neubauten sind geplant.
Für Bremerhaven wären auf der Westachse vor allem durchgehende
Nahverkehrszüge Hamburg-Neugraben--Bremervörde--Citybf Ocean Park--Cuxhaven
interessant, da diese Linien vom Fahrgastaufkommen zusammenpassen könnten
und sich diese für moderne leichte Triebwagen anbieten.
(War nicht sogar mal der Betrieb der Cuxhavener Strecke durch die EVB
angedacht?)
Anstelle der heutigen lokbespannten Bremer Züge im Stundentakt
könnten auch hier kleinere Triebwagen im 20-min-Takt ein attraktiveres
Angebot bilden. (Dies könnte auch ggfs. Probleme der Tragfähigkeit der
Kennedybrücke lösen.) Da DB-Strecke und neue Westachse einen Ring bilden,
wenn man auch das Gleisdreieck Richtung Hbf wieder reaktiviert,
könnte auf diesem auch ein innerstädtischer Schnellverkehr eingerichtet
werden, evtl. mit weiteren Haltepunkten (z.B. Grünhöfe, Schleusenstr./MWB,
sowie Kaiserhafen/Lloydwerft für Züge im Berufsverkehr)
und Anbindung von Langen und Debstedt.
Darüber hinaus könnte ein Park&Ride-Terminal für Ocean Park und City
an der Kreuzungsstelle von A27, B71 und den Bahnstrecken
nach Bremen und Bremervörde in der Nähe von Hohewurt eingerichtet werden.
Der Hauptbahnhof liegt leider abseits der neuen Achse.
Vermutlich wäre die Westachse überfordert, wenn sie auch den ganzen
Fernverkehr übernähme. Fernverkehrsseitig wäre das Problem durch
Verlängern aller Fernzüge in die City über die Nordanbindung oder der
Halt aller Fernzüge in Wulsdorf zu lösen.
Nahverkehrsseitig könnte eine innerstädtische Schnellbahn
die Lösung sein. Wenn ein 20-min-Takt zwischen Bremen und Bremerhaven
eingerichtet wird, könnte ein Teil dieser Züge weiter den
Hauptbahnhof anfahren.
Noch nicht beantwortet ist die Frage der Gleisführung im Bereich
Ocean Park und City, da diese auch davon abhängt,
welche der oben genannten
Möglichkeiten man umsetzen möchte. Prinzipiell gibt es zwei Ansätze
(untere Skizze):
Entweder man wechselt über die vorhandene Eisenbahnbrücke an der
Schleusenstr. auf die Westseite zur Lohmannstr. oder man bleibt auf
der Ostseite der Häfen.
Bei den alten Plänen hätte es noch die Option der Nutzung der Brücke am
Seeamt gegeben, die aber durch die Umgestaltung der Hafenbecken allenfalls
noch für die Museumsbahn interessant wäre.
Mit der ersten Variante erreicht die Bahn zwischen Tropicum und Neuem Hafen
gelegen über die neue Brücke an der neuen/alten Schleuse das Kerngelände
und könnte am Deich entlang die Festival Plaza umfahren. Danach sind auf
den Plänen nur kleine Einrichtungen zu erkennen, so daß man dort wohl den
Bahnhof genau gegenüber von den Hauptattraktionen einrichten könnte.
Zwischen Schiffahrtsmuseum und Deich könnten ein bis zwei Abstellgleise
Platz finden. Eine Fortsetzung nach Süden über die Kennedybrücke müsste
aber über die Promenade zwischen Museum und Hafen erfolgen.
Daher, wegen enger
Radien an der Schleusenstr. und wohl auch an der Festival Plaza, einigen
evtl. nur eingleisigen Abschnitten und der cityfernen Lage dürfte diese
Variante nur auf dem zweiten Platz landen. Wenn man auf die Anbindung durch alle
Fernzüge und eine Vollanbindung der City an den Nahverkehr weniger Wert legt,
dann könnte dies aber die einfachere Lösung sein. Hier wäre auch ein
anderes Ziel, die Seebäderkaje, etwas besser angeschlossen und für
Museumszüge aus Bederkesa wäre diese Lage attraktiver.
Die andere Möglichkeit, an der Achse Barkhausenstr.-Columbusstr. auf der
Ostseite zu bleiben, dürfte wegen der gestreckteren Linienführung schneller,
leistungsfähiger und für große lokbespannte Züge geeigneter sein,
so daß diese Variante wohl zu bevorzugen ist.
Durch die Citynähe ist sie auch für den Nahverkehr interessanter.
Allerdings ist der Platz hier etwas knapper, sowohl bei der Breite einer
zweigleisigen Trasse, als auch bei der Länge eines Bahnhofes, den man
am besten unter dem Komplex des Blauen Planeten an der
Columbusstr. anlegen könnte.
Für Vollzüge müsste man bei mehr als zwei Bahnhofsgleisen für die
Einfahrt noch etwas vom Hafenbecken vor dem Columbus Center in Beschlag nehmen.
Mit einer Fortsetzung über die Kennedybrücke wäre ein viergleisiger
Bahnhof von der Kapazität her mit dem ähnlich großen
Hauptbahnhof vergleichbar.
Abstellgleise könnten aber erst vor den MWB Platz finden.
Einen kleinen Schönheitsfehler haben die Vorschläge noch:
Zwischen Rotersand und Klußmannstr. liegt die Trasse ebenerdig und ist
somit per Default nicht kreuzungsfrei. Der Umfang der gegenseitigen
Störungen hängt natürlich vom Umfang der geplanten Nutzung ab.
Für einige Sonderzüge und für eine Verbindung Bremervörde-Cuxhaven
im Stundentakt sollte es bei moderner Signaltechnik kein Problem sein,
bei vielen Fernzügen und mit Bremer Nahverkehr im 20-min-Takt schon.
Auch sind evtl. Sicherheits- und Rechtsfragen (Eisenbahn-Betriebsordnung,
-Kreuzungsgesetz etc.) tangiert.
Im Zuge flacherer und verschobener Rampen an der Kennedybrücke
könnten Borriestr. und Van-Ronzelen-Str. kreuzungsfrei
gestaltet werden, wobei dies bei der Van-Ronzelen-Str. vom Verkehrsaufkommen
her evtl. nicht nötig wäre.
Im Süden reicht eine Unterführung Ulmenstr.-Klußmannstr.,
ein Verzicht auf weitere Kfz-Kreuzungen hätte verkehrsberuhigende Effekte.
Auf ersten Blick stünde eine Bahn dort der Westtangente im Wege, falls diese
noch aktuell sein sollte. Eine Führung dieser über Klußmannstr. und Kaistr.
wäre aber bezüglich Anwohner und Zerschneidungseffekte günstiger.
Im Norden kommt in erster Linie eine Unter- bzw. Überführung
Barkhausenstr.-Franziusstr. zusammen mit einer Neuordnung des Zolltores
in Frage, ggfs. eine weitere an der Schleusenstr.
Zwischen Van-Ronzelen-Str. und Franziusstr. soll, so wie ich die Pläne
verstanden habe, kein Individualverkehr kreuzen.
Insofern sind Kreuzungsbauwerke nur für Fußgänger notwendig, die aber an
vielen Stellen zur Überquerung von Barkhausenstr. und Columbusstr.
sowieso empfehlenswert sind.
Es ist auch denkbar, die gesamte Bahn in diesem Bereich tiefer
zu legen. Da das gesamte Gelände ja sowieso incl. größerer Mengen
an Erdbewegungen total umgebaut wird und da daher eine
offene Bauweise möglich ist, wären die ansonsten für solche Bauten
hohen Kosten bei gleichzeitigem Bau mit den Parkanlagen
evtl. sogar erträglich. Allerdings wären spätere Erweiterungen
schwieriger und unterirdische Haltestellen führen wegen dunkler Ecken oft
zu Problemen. Bei Dieselbetrieb kämen Lüftungsprobleme hinzu.
Unfallgefahr und Lärm sinken so aber. Eine Tieflage ohne Deckel könnte
eine Zwischenlösung sein, Finanzen und andere Nachteile sprechen
aber eher für eine oberirdische Lösung.
Umsetzung
Der wichtigste Schritt ist erstmal das Freihalten von in Frage kommenden
Trassen und die Dimensionierung neuer Brücken.
Für die Westvariante muß genug Platz vor dem Tropicum für einen
von der Schleusenstr. kommenden Gleisbogen freigehalten werden.
Die Brücke an der neuen Schleuse und eine evtl. neue Brücke im Zuge
der Schleusenstr. müssen entsprechend positioniert und von der Tragfähigkeit
dimensioniert werden, daß sie ggfs. nachgerüstet werden können.
Zwischen Strandhalle und Schiffahrtsmuseum muß Platz für einen Bahnhof
reserviert werden.
Für die Ostvariante ist vor allem ausreichend Platz für möglichst zwei
Gleise entlang der Columbusstr. und der Barkhausenstr. zu reservieren,
einige der geplanten Gebäude müssten daher etwas näher an den Hafen rücken.
Der Überbau der Columbusstr. muß genügend Platz für einen Bahnhof frei
lassen. Die Freihalteflächen wären übergangsweise als Parkfläche nutzbar.
Für die mögliche Fortsetzung nach Süden ist darauf zu achten, daß die
in den letzten Jahren abgebauten Gleistrassen nicht zugebaut oder
anderweitig umgenutzt werden, gleiches gilt für das Zollgleis und die
Verbindungskurve Richtung Cuxhaven.
Sinnvoll wäre es natürlich, zusammen mit dem Bau des Ocean Parks
die Bahnanlagen zumindestens in diesem Bereich gleich mitzubauen,
insbesondere dann, wenn man im Zuge einer Osttrasse
eine Tieflage in diesem Bereich möchte
und der Bahnhof optimal in die Bauten des Ocean Parks
integriert werden soll. Für die Anbindung nach Norden reicht vorerst
der Lückenschluß zwischen Keilstr. und ca. Schleusenstr. mit einem
Gleis. Eine Aufarbeitung des Zollgleises, ein zweigleisiger Ausbau,
Kreuzungsbauwerke und eine Elektrifizierung können später folgen,
ebenso die Anbindung nach Süden.
In den letzten Jahren wurden leider viele Gleise im Hafenbereich abgebaut,
so im Bereich Barkhausenstr. und Wulsdorfer Rampe.
Solange die Trassen nicht umgenutzt werden, ist dies nicht tragisch, da der
Zustand der Gleise und deren Verlauf nicht mehr der geplanten Nutzung
genügt hätte.
Der immer noch vorhandene Unterbau und die Tatsache, daß sie meist
noch im öffentlichen Besitz sind und als Verkehrsfläche in den
Flächennutzungsplänen auftauchen, sind aber planungs- und finanztechnisch
große Vorteile.
Für die große Lösung incl. Verbindungsbögen nach Cuxhaven und
zum Hbf kämen rund 10km zweigleisige Strecke zusammen.
Straßenbahnstrecken werden zweigleisig elektrifiziert mit rund
10 Millionen pro km grob abgeschätzt, was zu 100 Millionen Gesamtkosten
führen würde. Ähnliche Eisenbahnstrecken dürften wegen höherer
Anforderungen teurer sein, zudem kommen Brücken und Bahnhofsanlagen
hinzu. Andererseits entfallen durch die Nutzung alter Bahntrassen
und durch Synergieeffekte durch gleichzeitigem Bau von Park und Bahn
einige Kosten, so daß die 100 Millionen ungefähr die obere Größenordnung
eines Vollausbaus wiedergeben können.
Eine eingleisige Nordanbindung als Vorstufe oder kleine Lösung
dürfte deutlich günstiger sein. Durch die sich anbietende Nutzung der
Strecke für den Nahverkehr ist deren Bau wahrscheinlich aus
Gemeindeverkehrswege-Finanzierungsgesetz (75%) oder Regionalisierungsmitteln
zuschußfähig. Da bezüglich der Finanzierung des Ocean Parks auch
andere Töpfe wie EU-Förderung als mögliche Geldquellen für den Park
erwähnt wurden, kann der Eigenanteil
der Investoren durch Nutzung dieser Töpfe auch für die Schiene
evtl. noch stärker gesenkt werden.
Die Gruppe der Investoren kann dabei aus mehreren Teilnehmern bestehen:
Die DB für den Fernverkehr und einen Teil des Regionalverkehrs,
die EVB für einen weiteren Teil des Regionalverkehrs, Ocean Park und/oder
Reiseveranstalter für Touristikzüge, die VGB/Stadt für eine Stadtschnellinie
und das HBA(?) als Eigentümer vieler Eisenbahnanlagen im Hafengebiet.
So wird die Restbelastung gleichmäßig verteilt. Für alle Betreiber
dürften die Investitionen mittelfristig rentabel sein, da die
Auslastung des Fern- und Regionalverkehrs
mit hoher Wahrscheinlichkeit verbessert werden kann.
Dies wird schon alleine durch die Annäherung an die Ziele des Kunden
erreicht, also durch Verlegung bestehender Linien
ohne großen zusätzlichen Personal- und Fahrzeugeinsatz.
Da die Westachse Ziele des Berufs-, Einkaufs- und Freizeitverkehrs
anbindet, ist zudem eine wirtschaftlich günstige gleichmäßige
Auslastung über den ganzen Tag und die ganze Woche zu erwarten.
Daß die Möglichkeiten des Schienenverkehrs beim Projekt Ocean Park
bisher nicht gesehen wurden, überrascht eigentlich, da die Präsentation
den Eindruck erweckte, daß man auch das Umweltbewußtsein thematisieren
möchte, bei dem der öffentliche Verkehr unverzichtbarer
Bestandteil wäre. Auch gehört die Eisenbahn durchaus zum Bild eines
Hafens dazu und somit eigentlich auch zum Bild einer "Harbour Village".
Man könnte ergänzend durchaus überlegen, weitere Gleise zu verlegen,
die dann zum einen konzeptionell mit der Museumsbahn Bederkesa
verknüpft werden könnten (Museumsbf im Bereich Seeamt oder DSM mit
dem Thema "Eisenbahn und Hafen"), die aber auch Infrastruktur anbieten
(Bahntransport von Yachten etc.) oder Basis einer touristische Attraktion
sein können (Rangierbetrieb und Stückgutverladung als Aktiverlebnis).
Dies mögen Zukunftsperspektiven weiterer Ausbaustufen sein,
aber auch hier gilt die zentrale Forderung: Trassen freihalten.
Sowohl für den Ocean Park als auch für die Stadt Bremerhaven
kann die Neuordnung des Schienenverkehrs eine große einmalige Chance sein,
die gerade durch die mögliche Nutzung verschiedener Zielgruppen,
die sich durch die Nachbarschaft von City und Ocean Park ergibt,
auch wirtschaftlich interessant sein sollte.
Mit meinem Papier möchte ich dazu anregen, diese Möglichkeiten
genauer zu prüfen, bevor sie eventuell unwiederbringlich verbaut werden.
Verteiler: BSAG, EVB, Fraktionen, IHK, Köllmann GmbH, Magistrat, NZ,
Tourismus-Förd., VCD, VGB.
Anlage: Skizze zum Trassenverlauf
Reaktionen
Ergänzung
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