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SV Handbuch:

3a) 1813-1819: Von den Befreiungskriegen zu den Karlsbader Beschlüssen

Diese neue Konzeption der Universität und das dadurch geprägte Selbstverständnis der Studenten wurde für die Weiterentwicklung der Verbindungen von größter Bedeutung.

Angespornt durch die patriotischen Schriften Friedrich Ludwig Jahns, Ernst Moritz Arndts und Johann Gottlieb Fichtes, um nur die wichtigsten zu nennen, beteiligten sich viele Studenten in dem Befreiungskampf gegen die napoleonische Fremdherrschaft und schlossen sich deshalb dem Lützowschen Freicorps an, das 1813 durch Major Adolf Freiherr von Lützow mit Erlaubnis des preußischen Königs gegründet worden war, um die regulären Truppen zu unterstützen.

Befreiungskampf bedeutete aber nicht nur Widerstand gegen die fremde Besetzung, sondern auch den Kampf um die nationale Einheit Deutschlands mit einer repräsentativen Verfassung, meinte also auch die Befreiung von den kleinen absolutistischen Fürstentümern in Deutschland. Gerade um dieses Ziel sahen sich die freiwilligen Kriegsteilnehmer betrogen, als der Wiener Kongreß am 9./10. Juni 1815 unter Metternichs Ägide die Schlußakte verabschiedete. Um die obengenannten politischen Ziele weiterzuverfolgen, gründeten zwei Tage später (12.Juni) 143 Studenten in Jena die erste Burschenschaft, meist verkürzt zu Urburschenschaft, mit dem Wahlspruch "Ehre, Freiheit, Vaterland". Damit knüpften sie an studentische Traditionen an (Ehre) und gaben der Forderung nach demokratischen Freiheitsrechten und der politischen Einheit Ausdruck.

Es handelte sich also um eine Verbindung mit dezidiert politischer Zielsetzung und einer paramilitärischen Tradition, die mit ihrem Namen - Bursche wurde gleichbedeutend mit Student gebraucht - die gesamte Studentenschaft zu mobilisieren trachtete. Die Burschenschaft knüpfte natürlich an bestehende studentische Formen an, leitete aber aus ihrem Programm eine Führungsrolle vor den älteren Landsmannschaften und Corps ab, welche im weiteren Verlauf des Jahrhunderts das Verhältnis der Korporationen untereinander bestimmte, wenn nicht sogar bisweilen belastete (15).

Um ihren politischen Forderungen Nachdruck zu verleihen, verließen die Burschenschafter die Universität und traten mit einer großen Kundgebung an die "Ouml;ffentlichkeit heran. Anlaß dazu bot die 300-Jahr-Feier der Reformation und der dritte Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1817. Ungefähr 400 Burschenschafter aus Jena, Kiel, Göttingen, Gießen, Berlin un anderen Universitäten kamen zu einem gesamtdeutschen Treffen auf der Wartburg zusammen, um ein deutliches Zeichen des Widerstandes gegen die beginnende Restauration zu setzen. Der Theologiestudent Arminius Riemann und die Professoren Lorenz Oken und J. F. Fries aus Jena hielten die Regierungen herausfordernde Reden, und am Abend verbrannten nach einem gemeinsamen Fackelzug einige Studenten auf der Wartburg mehrere, die alte Ordnung verteidigende Schriften sowie einen Zopf und Korporalsstock als Symbole des Ançien Rêgime.

Diese Aktion weckte das Mißtrauen der Regierungen des Deutschen Bundes, vor allem Österreichs und Preußens, und sie werteten sie als Anschlag auf die staatliche Ordnung. Zu einer systematischen Verfolgung der Burschenschaften kam es jedoch erst, als der Theologiestudent Karl Sand, der dem politisch radikalen Kreis der Unbedingten um den Juraprofessor Karl Follen in Gießen angehörte, am 23. März 1819 den russischen Geheimberichterstatter und Schriftsteller August von Kotzebue ermordete. Dadurch wurde das Präsidium des Deutschen Bundes veranlaßt, die Burschenschaften auf das Schärfste zu verfolgen und auszumerzen.

Am 20 September 1819 verabschiedete der Frankfurter Bundestag die auf einer Konferenz in Karlsbad verfaßten Beschlüsse, die neben einer Beschneidung der Pressefreiheit und Errichtung einer zentralen Untersuchungsbehörde in Mainz auch ein Gesetz über die Verhältnisse an den Universitäten beinhalteten.

So wurde jeder Universität ein außerordentlicher landesherrlicher Beamter - also kein Universitätsangehöriger - beigeordnet, der über die Staatstreue der Professoren und Studenten zu wachen hatte und, falls sie aufrührerische Reden und Schriften verbreiteten, sie der Untersuchungsbehörde in Mainz melden mußte.

Die Burschenschaften wurden verboten. Die Jenaer Burschenschaft wurde 1819 zur öffentlichen Auflösung gezwungen. Es gelang den deutschen Länderregierungen, die Burschenschaften derart zu verfolgen, daß sie in den frühen zwanzigerJahren keinerlei Aktivität mehr an den Tag legen konnten.

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