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"Mädchen in Couleur"

Peter Krause

Ein Artikel aus dem Schallaburg-Katalog (1992) zur Historie von Damenverbindungen.

Ihr Verhältnis zur holden Weiblichkeit gereichte den Studenten nicht immer zur Ehre. Erstmals beim Wartburgfest von 1817 konnten die Bürger mit ihren Frauen und Töchtern ohne Bedenken an einer studentischen Veranstaltung teilnehmen. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts trat hier aber ein endgültiger Wechsel zum Besseren ein. War das Verhältnis von Student und Bürgermädchen im Deutschen Reich noch mehr ambivalent, so kam es in Wien schon häufiger zu zeitlich begrenzten Lebensgemeinschaften.

In einer Zeit, als das Studium noch ausschließlich den Männern vorbehalten war, mußte es für ein Mädchen natürlich auch ganz interessant sein, in diesem Kreis zu verkehren, und so entstand der vielzitierte Status der Couleurdame.

Ein zäher Kampf war es für die Frauen, die Studienberechtigung zu erringen. Gerade in der Schweiz , die noch bis in die Gegenwart den Frauen das Stimmrecht vorenthalten hat, wurden schon 1864 die ersten Frauen zum Medizinstudium zugelassen. Im Deutschen Reich hingegen wurde noch 1876 einer in Zürich promovierten Ärztin die Ausübung einer Praxis untersagt. Nach der Zulassung der Mädchen an den Gymnasien konnte endlich auch die Zulassung zum Universitätsstudium nicht mehr verweigert werden. 1892 zogen die ersten Studentinnen in Freiburg und in Heidelberg und 1897 in Wien in die Universität ein, wobei ihnen zuerst die philosophischen Fächer zugänglich gemacht. wurden.

Noch im Wintersemester 1901/02 wurde der Sozialwissenschaftliche Studentenverein Berlin behördlich aufgelöst, weil er trotz Verbotes Damen als Diskussionsrednerinnen zugelassen hatte!

Das Rad der Zeit war aber nicht mehr zurückzudrehen, denn schon entstanden auch die ersten "Akademischen Frauenvereine", von denen sich viele nach dem Ersten Weltkrieg zu Korporationen zu entwicklen begannen. Noch vor dem Ersten Weltkrieg entstanden auch die vier bedeutendsten Dachverbände: der Verband der Studentinnenvereine Deutschlands (1906, 7 Vereine), der Deutsche Vcrband Akademischer Frauenvereine (1914, 9 Vereine), der Verband der katholischen deutschen Studentinnenvereine (1913, 21 Vereine) und die Deutsche christliche Vereinigung Studierender Frauen (l904, 20 Vereine, evangelisch). Ihnen gehörten auch österreichische Verbindungen an.

Sie alle waren ihrem Wesen nach fast gewerkschaftsähnliche Interessenvertretungen, galt es doch erst bei den männlichen Kollegen und Professoren einen Berg von Vorurteilen abzubauen. So weigerte sich noch 1911 in Wien in klarer Mißachtung der Rechtslage ein Universitätsprofessor bei Anwesenheit von Damen seine medizinische Vorlesung zu halten.

Bemerkenswerterweise verlieh schon 1913 der Wiener Akademische Gesangsverein (heute Universitätssängerschaft Barden) "den Bundesschwestern das Weinzipfband, das von links nach rechts zu tragen ist, und außerdem das Recht, den Zirkel mit B.S. für Bundesschwester und A.F. für Bundesmütter zu führen, wie es auch bei anderen Korporationen der Brauch ist. Das Band darf nur bei internen Verantstaltungen getragen werden." Die Konstruktion der Verbindungen als reiner Männerbund ist einfach aus der gesellschaftlichen Situation zur Zeit ihrer Entstehung zu erklären, denn bis zum Ende des 19. Jahrhunderts spielte die Frau im gesellschaftlichen und politischen Bereich eine untergeordnete Rolle (kein Wahlrecht, kein Zugang zu höherer Bildung). Heute kann es sich keine auf gesellschaftliche Relevanz bedachte Gruppe mehr leisten, die Studentinnen zu ignorieren oder sie bestenfalls bei ein paar Veranstaltungen einzuladen und mitdiskutieren zu lassen. Andererseits ist es aber ebenso problematisch, ihnen eine männerbündische Struktur aufzuoktroyieren. Über den Sinn und die Möglichkeiten einer weiblichen Integration in die Verbindung gehen aber die Meinungen weit auseinander.

Als Positiva einer Integration werden angeführt: Anhebung des gesellschaftlichen Niveaus der Verbindung; verstärkte Meinungsvielfalt, verbesserte Kommunikation und Dynamik im Verbindungsleben; verbessertes Studienklima; Abbau von Vorurteilen. Als Negativa werden genannt: Eifersüchteleien; Austritte der die Integration ablehnenden Verbindungsmitglieder; Behinderung der fortgesetzten Lebensfreundschaft nach Studienabschluß der Studentinnen durch starke soziale Bindung (Familie).

Sieht man von der Mensur ab, so ist die Erfüllung aller anderen Verbindungsprinzipien jedenfalls theoretisch auch für Mädchen kein Problem.

Die erste Studentinnen-Verbindung überhaupt war die 1899 gegründete Hilaritas Bonn, die erste in Österreich 1912 der Verein Deutscher Hochschülerinnen in Graz, die erste weibliche Pennalie der Deutsch-arische Mädchenbund Freya in Hollabrunn. Insgesamt wurden in Österreich bis 1938 etwa 20 Studentinnenkorporationen gegründet. In Deutschland wurde nach 1945 keine und in Österreich nur eine einzige dieser Verbindungen reaktiviert. Nach dem Zweiten Weltkrieg beginnt die Diskussion über eine Mitgliedschaft von Studentinnen in einer Verbindung zuerst beim Schweizerischen Studentenverein, der es 1968 schließlich seinen Verbindungen freistellt, Mädchen aufzunehmen. Davon machen in der Folge vorwiegend die frankophonen Verbindungen Gebrauch, insgesamt aber übersteigt die Zahl der Mädchcn unter den Aktiven nur selten die 10%-Marke.

Als Folge der "Studentenrevolution" von 1968 führte die Diskussion über dieses Thema in mehreren deutschen Korporationsverbänden zu erheblichen Spannungen, Austritten usw. Tatsächlich haben sich dann nur einige kleine Verbände für Studentinnen geöffnet, in zwei oder drei sind sie Diskussionen bis heute noch nicht abgeschlossen.

Durch diese Diskussionen wurde aber noch ein anderer Prozeß in Gang gesetzt, nämlich die Gründung selbständiger Studentinnenverbindungen. Die erste war l973 Danubia Krems. Wenngleich sie inzwischen erloschen ist, so hat sie doch eine wichtige Pionierrolle gespielt, in deren Folge es zu zahlreichen weiteren Gründungen auf Mittel- und Hochschulebene kam. Die erste von Anfang an "gemischte" Verbindung in Österreich ist Claudiana Innsbruck (1984).

Als Dachverband der weiblichen Pennalien entstand 1988 der Verband farbentragender Mädchen (VfM), dem inzwischen 9 Verbindungen angehören. Im akademischen Bereich hingegen gibt es keine gemeinsame Plattform, da die Zielsetzungen = von der Vollintegration in den ÖCV bis zur unbedingten Selbständigkeit - zu divergierend sind. Soweit heute feststellbar, kam es erst 1984, also immerhin 87 Jahre nach Zulassung der ersten Studentinnen, in Wien zur ersten Couleurpromotion einer Studentin. Sowohl im äußeren Erscheinungsbild (nicht alle tragen z. B. Band oder Mütze) als auch in ihren Veranstaltungen und Gebräuchen entwickeln sich diese Verbindungen bereits durchaus eigenständig.

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