Der Arbeitskreis Öffentlicher Nahverkehr hat am vergangenen Freitag seine Arbeit zum Thema Entlastung der Innenstadt vom Straßenbahnverkehr abgeschlossen. In der Presse stand zu lesen, dass sich dabei eine deutliche Mehrheit für einen Tunnel aussprach. In der Tat fand eine rein oberirdische Lösung nur bei rund einem Drittel der Vertreter der Verbände uneingeschr ankte Zustimmung.

Widersprechen muss man jedoch dem Eindruck, der Arbeitskreis hätte sich mehrheitlich für die von Herrn OB Fenrich favorisierte Lösung ausgesprochen, langfristig alle Bahnen nach unten zu verlegen. Über diese Frage wurde nicht abgestimmt. Das eingeholte Meinungsbild dazu war sehr zurückhaltend. Von einem klaren Votum kann nicht gesprochen werden. Nur ein kleiner Teil sprach sich eindeutig für die Fenrich-Lösung aus.

Etliche Vertreter, insbesondere die der Verbände mit Kompetenz im öffentlichen Nahverkehr und Städtebau, sprachen sich dabei sogar mehr oder weniger deutlich gegen eine straßenbahnfreie Fußgängerzone aus. Die Warnungen betrafen vorrangig die Aspekte des Betriebs und der Zukunftssicherheit.

Eine straßenbahnfreie Fußgängerzone bedeutet, dass das heutige stark belastete Straßenbahnnetz in der City einfach nur eine Etage tiefer gelegt wird. Dabei werden kaum zusätzliche Kapazitäten gegenüber heute geschaffen, so dass berechtigt gefragt wurde, ob ein solches Netz wirklich langfristig die im Arbeitskreis beschworenen großen Zuwächse an Fahrgästen verkraften kann. Die Gefahr ist groß, dass die Bahn mit dieser Lösung in eine gefährliche Sackgasse gefahren wird.

Hinzu kommt, dass vertretbare Standorte der Rampen die Flexibilität des Netzes insgesamt stark einschränken. Angebotsanpassungen und Umleitungen sind kaum noch möglich.

Auch warnten einige vor dem Verlust des belebenden Faktors durch die Bahnen insbesondere abends. Aufgrund des geringen verkehrlichen Nutzens einer Alles-Unten-Lösung ist unseres Erachtens auch eine Bezuschussbarkeit sehr ungewiss.

Verzichtet man dagegen auf die Option, langfristig alle Bahnen nach unten zu verlegen - dieser Verzicht ist aus Sicht des ÖV unbedingt notwendig -, dann entfällt auch das Versprechen einer bahnfreien Fugängerzone. Gerade dieses Versprechen ist aber bei vielen Bürgern die Motivation, einen Tunnel zu fordern. Wir sehen hier ein großes Akzeptanzproblem, das durch das voreilige, aber verkehrlich kaum haltbare Versprechen einer bahnfreien Fußgängerzone entstand.

Wir sehen zudem die große Gefahr, dass der Einzelhandel in der Kaiserstraße nach Fertigstellung von Postgalerie und ECE-Center die Dreifachbelastung durch einen dann beginnenden Bau der U-Strab nicht verkraften wird, wenn dieses Thema wirklich so schnell durchgepeitscht wird, wie einige Politiker dies wollen.

Die AG Verkehr der BUZO (Bürgeraktion zentrales Oberrheingebiet) spricht sich dafür aus, von vorneherein darauf zu verzichten, alle Bahnen nach unten verlegen zu wollen. Stattdessen sollten die innerstädtischen Niederflurlinien uneingeschränkt weiterhin oberirdisch fahren. Nur dies ist eine zukunftssichere Kapazitätserweiterung, die den umweltpolitisch gewollten Zuwachs der Fahrgäste auch langfristig aufnehmen kann.

Der VCD (Verkehrsclub Deutschland, Kreisverband Karlsruhe) hält darüber hinaus zumindestens mittelfristig ein rein oberirdisches Netz für ausreichend. Mit kleineren Baumaßnahmen und neuen tangentialen Direktverbindungen in einem rein oberirdischen Netz erreicht man eine leichte Entlastung der Fug angerzone und ein kundenfreundliches Management der erwarteten Fahrgastzuwächse.

Die dringend nötige Entlastung kann so kurzfristig, also noch deutlich vor einer ungewissen Tunnelfertigstellung erreicht werden. Dies ist man den Bürgern schuldig.

Oberirdische Manahmen entlasten auch vom Zeitdruck! Der Bau muss dann nicht mitten in der Konsolidierungsphase des Einzelhandels nach Postgalerie und ECE erfolgen und man kann die sich abzeichnenden Änderungen in der Stadtstruktur abwarten und prüfen, ob der Tunnel noch zu den künftigen Strukturen passt.

Heiko Jacobs, Vors. VCD, und i.A. Uwe Haack, Vors. BUZO

Klares Votum für U-Strab?