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U-Strab / Stadtbahntunnel / Kombilösung Karlsruhe

-- Vorbild Stuttgart: Kommentierte Bildergeschichte --

Am 13.7.2002 fand im Stuttgarter Hauptbahnhof die Landesdelegiertenkonferenz des VCD statt. So um halb fünf rum war sie zu Ende und ich nutzte die Gelegenheit, mir das große Vorbild aller Karlsruher Tunnelfans genauer anzuschauen: Stuttgart.

Herausgekommen ist ein kleiner Bilder-Rundgang zu Rampen, Haltestellen, Zugängen und bahnfreier City, aufgenommen an einem leicht regnerischen späten Samstagnachmittag, so ca. 17:00 bis 19:00. Unter den Bildern stehen schon erste Kommentare und Erläuterungen zu den jeweiligen Szenen, auf dieser Seite versuche ich eine Zusammenfassung.

Rampen

Vier Stadtbahnrampen habe ich mir angeschaut. Längen und Breiten der Rampen und Breiten der Straßenräume sind aus den Luftbildern abgegriffen, die bei D-Sat-3 von allen größeren Städten dabei sind. Mir scheinen die Rampen manchmal, auch im Vergleich zum U-Sträble in der Durlacher Allee, etwas flott runter zu gehen, aber in der Regel haben die sichtbaren Öffnungen Längen, wie sie auch in Karlsruhe gebaut werden sollen. Das U-Sträble ist meines Wissens nach etwas länger.

Die Trennwirkung ist doch deutlich spürbar und sie engen die Straßen schon ein. Sie sind wirklich keine Bereicherung des Stadtbildes, insbesonder in historischen bzw. gründerzeitlichen Umgebungen. Zu moderner Stadtarchitektur passen sie schon eher.

Übrigens: Karlsruher Straßenbreiten an den Rampenstandorten im Vergleich: Durlacher Allee (incl. Vorgärten) und Kaiserallee rund 46 m, Ettlinnger Straße um die 40 m, die zwei weiteren Rampen der Totallösung Karlstraße 25-35 m, Rüppurrer Straße 30+ m, Karl-Wilhelm-Straße incl. Vorgärten 26 m, Fritz-Erler-Straße 40+ m,

Interessant fand ich die Rampe an der Haltestelle Berliner Platz, weil hier die Haltestelle in den Bereich der Rampe reingeht. Sowas habe ich bei den alternativen Tunneln für die Kriegsstraße vorgeschlagen.

Interessant fand ich auch die Einfahrt eines Straßentunnels, die in ein Gebäude integriert wurde, so wie ich es hier für die Kriegsstraße vereinzelt vorschlug.

Haltestellen

Die Stuttgarter Tunnelhaltestellen sind deutlich größer als sie es in Karlsruhe sein werden. Zum einen haben unsere nur 80 m Länge. Stuttgarter Haltestellen sind größtenteils deutlich länger, schon weil Züge mit zwei unterschiedlichen Einstiegshöhen hintereinander halten müssen. Sie sind teilweise, wo entsprechende Freiräume vorhanden sind, auch deutlich breiter, z.B. Charlottenplatz und Arnulf-Klett-Platz (Hbf). Andere wirken schmal (Rathaus), weil dort eben kein Platz für die Entwicklung in die Breite vorhanden ist. Für die Karlsruher Haltestellen wird eher letzteres zutreffen, da man direkt unter der Kaiserstraße keinen nennenswerten Platz in der Breite verfügbar hat. Die verwinkelte Gestaltung einiger Haltestellen ist aus Gründen der sicherheitspsychologie nicht mehr unbedingt zeitgemäß.

Interessant: Wenn man in den Stadtplan schaut, stellt man fest, dass eigentlich KEINE Haltestelle unter der Fußgängerzone gebaut wurde! ALLE liegen unter Hauptverkehrsstraßen, außer der zentralen Haltestelle Schlossplatz, die aber unter einem weitläufigen Platz liegt. Eine Beeinträchtigung der Haupteinkaufszone durch den Bau von Haltestellen gab es also nicht! Ob beim damaligen Bau der Röhre auch gebohrt wurde oder ob sie unter der nördlichen Königsstraße noch offen gebaut werden musste, entzieht sich meiner Kenntnis. Zwischen Schlossplatz und Rotebühlplatz, dem wohl wichtigeren Teil der Fußgängerzone, liegt jedenfalls keine Tunnelröhre. Die Röhren liegen peripher zur eigentlichen City. Keine Linie unterfährt die Fußgängerzone komplett! Das sind interessante bautechnische Details, von denen man in Karlsruhe durchaus lernen könnte, wenn man schon einen Tunnel bauen will.

Nur am Rande erwähnt: Das Bahnnetz in Stuttgart ist nicht flächendeckend. Es muss schon in den Randbereichen der City durch Buslinien verdichtet werden. Als dritte Ebene des ÖPNV geht der S-Bahn-Tunnel leicht periphär an der City vorbei. Außerdem liegt der Hauptbahnhof mit weiteren Regionallinien citynah.

Zugänge

Bedingt durch die bewegtere Topographie und modernere Randbebauung an einigen Stellen wurden einige Zugänge zur Verteilerebene offener gestaltet. Davon sind keine Beispiele abgelichtet.

Photographiert wurden Zugänge im Bereich der Fußgängerzone Königstraße. An deren beiden Enden findet man großzügig gestaltete Zugänge. Der am Rotebühlplatz macht mit Grün und Wasser optisch durchaus was her. Der Zugang zur Klettpassage ist breit und leistungsfähig gestaltet, was angesichts der hohen Fußgängerströme dort auch nötig ist.

Allerdings sieht man durchaus auch, dass dies sehr viel Platz braucht. Deswegen findet man solche Zugänge auch nur am Ende der Fußgängerzone. In der Mitte, am Schlossplatz, ist nur ein relativ kleiner nichtssagender Zugang zu finden, obwohl der Platz durch seine Weitläufigkeit Raum hätte bieten können.

In der U-Strab-Planung 1996 war es ähnlich. Ein Zugang von vielen am Europaplatz und einer auf dem Berliner Platz waren jeweils großzügiger gestaltet, der Rest war platzminimiert...

bahnfreie Fußgängerzone

Stuttgarts Fußgängerzone ist nur rund 3 m breiter als die Karlsruher. Angesichts des größeren Einwohnerzahlen im Einzugsbereichs Stuttgarts ist also durchaus mehr Handlungsbedarf als in Karlsruhe gegeben.

Relativ durchgehend, aber nicht ganz, wurde die Mitte der Fußgängerzone mit Bäumen und Sitzgelegenheiten gestaltet. Der Fußgängerverkehr, Samstag nachmittag naturgemäß schwächer, findet hauptsächlich in den Randzonen statt. Dort ist es offensichtlich interessanter zu flanieren. Der Lieferverkehr findet dort ebenso statt.

Dieser Seitenraum ist praktisch genauso breit, wie der Seitenraum zwischen Hauswand und Schienenbereich! Netto wurde demnach für den Fußgänger kaum mehr Platz zum gewonnen.

Geschaffen wurden allerdings Ruheräume in der Mitte. Cafes findet man dort allerdings vorrangig an den Enden der Fußgängerzone im südlichen und nördlichen Bereich. Eine für Cafehausbesucher offenbar viel attraktivere Zone findet sich abseits der eigentlichen Fußgängerzone in der Nähe des Rathauses. Dieser Bereich hätte bei besserem Wetter sicher ein ähnlich anheimelndes Flair wie z.B. bei uns der Ludwigsplatz.

Aufgefallen sind mir die Spielgeräte, wenn auch nur an einer stelle. Solche sucht man in Karlsruhe vergebens, obwohl etwas abseits der Fußgängerzone in den Seitenstraßen sicher Platz da wäre.

Dic City ist in Stuttgart etwas flächiger entwickelt als in Karlsruhe.

Mein jetziger Eindruck von der Königstraße war besser als der letzte, etwas länger zurückliegende. Ich hatte einen weniger attraktiven Besatz von Buden in der Mitte in Erinnerung. Vielleicht sind es auch nur zeitweise vorhandene Buden oder man hat umstrukturiert? Der Zeitpunkt der Erkundung war vorgegeben, ist aber nicht unbedingt reräsentativ. Ich komme demnächst vielleicht nochmal nach Stuttgart und versuche dann, Eindrücke von den Geschäftszeiten oder Abendzeiten zu bekommen.

Resumee

Stuttgart hatte stellenweise mehr Platz zur Verfügung und hat ihn durchaus bei der Gestaltung der Haltestellen genutzt. Wenn weniger Platz verfügbar ist, solche Verhältnisse haben wir hier in Karlsruhe im Citybereich, dann kamen wenig überzeugende Lösungen heraus. Die Rampen sind städtebaulich keine Zierde, eine Trennwirkung ist unbestritten vorhanden.

Interessant ist, dass der Nahverkehr allgemein periphärer organisiert ist als in Karlsruhe. Eine Konzentration auf einen Punkt, wie mit dem Karlsruher Marktplatz, findet nicht statt! Einige organisatorische und bauliche Lehren lassen sich daraus ziehen.

Mit dem Untergrundverkehr gewinnt man in Stuttgart in der Mitte der Fußgängerzone hauptsächlich Ruheräume, die man in Stuttgart weniger gut etwas abseits der Fußgängerzone schaffen kann als in Karlsruhe, wo kaiserstraßennah bessere Potentiale für Ruheräume vorhanden sind, wenn auch noch nicht immer ausreichend genutzt, oder auch geschaffen werden können. Gemütliches Cafe- und Kneipenleben findet aber in Stuttgart, wie auch in Karlsruhe, nicht in der Haupteinkaufszone statt, sondern abseits.

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